Nidda literarisch – Kultur im Großstadtformat

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von Ines Wiborny

„Nidda literarisch“ hat mit Qualität und Beständigkeit wie kaum eine andere Veranstaltung das kulturelle Leben Niddas geprägt. Die Reihe gehört mittlerweile so selbstverständlich in den Veranstaltungskalender, dass man kaum einen Gedanken daran verliert, was für ein Glückfall das Literaturereignis für Nidda und Umland ist: Mit nunmehr 95 erfolgreichen Lesungen in 16 Jahren und stets ausverkauften Plätzen zählt die Lesereihe zu den besten in ganz Deutschland.

Doch der Erfolg ist kein Zufall. Damit das kleine Literaturwunder möglich wurde, haben einige Menschen großes Engagement an den Tag gelegt. In einem Interview erzählt Jochen Hieber, Literaturkritiker und Kulturredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von den Anfängen der Reihe. Seit 1992 ist er der Veranstalter. Damals wurde Hieber von Stadtrat Georg Wegner angesprochen: Nidda brauchte eine kulturelle Erneuerung, die Bürger sollten die erstaunliche Vielfalt der Literatur kennen lernen. So kam er auf die Idee, eine Veranstaltung für rund 60 Leute ins Leben zu rufen. Sie sollten einem Autor, der eines seiner Bücher vorstellte, ein bisschen ihrer Zeit schenken, um in die Welten unendlicher Literatur einzutauchen.

Damit entstand das Grundgerüst des heutigen „Nidda literarisch“ überraschend schnell, denn die erste Veranstaltung fand schon im Oktober 1992 in einem kleinen Raum der evangelischen Gemeinde in Nidda statt. Obwohl man selbst glaubte, die Lesereihe würde sich gerade mal drei Jahre bewähren, fand „Nidda literarisch“ immer mehr begeisterte Anhänger. Lesung 95 mit Leonie Swann zählte 460 besetzte Stühle und es hätten noch mehr sein können, wenn der Feuerschutz des Bürgerhauses es zugelassen hätte. Heute wird keine Lesung mehr unter 200 Besuchern gehalten.

Über zehn Jahre hat Jochen Hieber die schwierige und umfangreiche Aufgabe des Programmgestalters selbst übernommen. Seit 2003 unterstützt ihn Ehefrau Cordelia Borchardt, Lektorin bei den Fischerverlagen. Seit 2005 ist sie auch fest mit in die Organisation eingebunden. Die Grundidee von „Nidda literarisch“ ist das Huckepack-Prinzip: Neben weltbekannten Schriftstellern dürfen auch jüngere, weitaus unbekanntere Autoren auf die Bühne und stolz ihr Werk präsentieren. Es werden sogar Bestseller von bereits verstorbenen Autoren vorgestellt. Das Spannende ist gerade das ständig wechselnde Profil. Darin liegt auch für Cordelia Borchardt der Reiz der Veranstaltung. Bei der Frage nach den Gästen, die sie am meisten beeindruckt haben, muss sie passen. Es sei schwer, da eine einzige Veranstaltung zu nennen. Das Spannendste seien für sie die Eigendynamiken, die sich während der Lesungen mitunter entfalten. So zum Beispiel das Zusammenwirken von Louis de Bernières und Renan Demirkan. Der englische Autor hatte vor gut zwei Jahren sein Buch „Traum aus Stein und Federn“ vorgestellt, eine Geschichte über ein griechisch-türkisches Dorf in Anatolien. Die deutsche Stimme lieh ihm Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan, die ursprünglich aus der Türkei stammt.

Doch die Autoren allein machen den Erfolg nicht aus. Vor allem den zwei Literatur-Profis Hieber und Borchardt, die ihre Arbeit ehrenamtlich machen, ist das professionelle Format zu verdanken. Ein wichtiger Motor der Reihe ist auch die Sparkasse Oberhessen, die sich als einer der Veranstalter seit Beginn an für „Nidda literarisch“ engagiert. Über sie kommen auch die Programmhefte und die Karten zu den Gästen. „’Nidda literarisch’ öffnet nicht nur den Blick in sinnliche Welten, bildungsstiftende Denkweisen oder andere Kulturen, die Reihe ist zugleich auch ein kulturelles Aushängeschild, das Identifikation mit der Region stiftet“, so Günter Sedlak, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oberhessen. Für Verträge, Anreise und Unterkunft der Autoren und nicht zuletzt für die Stadthalle sorgt das Kulturamt, allen voran Kulturmanagerin Heidelore Ocken-Wilisch. Timo Kammer und seine Brandstifter sind für die professionelle Technik und den Sound verantwortlich. Kleine Literaturwunder sind eben auch oder gerade in der Provinz möglich, wenn alle an einem Strang ziehen.

Ines Wiborny, Klasse 10 b, Gymnasium Nidda

Foto: Ines Wiborny mit Jochen Hieber im Interview

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