Ethnologen des Alltags

Donnerstag, 5. April 2007

Ethnologen des Alltags

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Ihrem kritischen Blick entgeht nichts: Hier machen sich Menschen auf, um unsere Gesellschaft mit ihren Gewohnheiten und Ritualen kritisch zu hinterfragen und uns schonungslos mit der Wahrheit unseres eigenen Daseins zu konfrontieren. Dabei machen sie auch vor den heiklen Themen nicht Halt. Patrick Brenda ist nur einer unserer unerbittlichen Ethnologen des Alltags.

Mittwoch, 4. April 2007

Total von der Rolle

von Patrick Brenda

Wächst man in Deutschland auf, so ist man es gewohnt, Toilettenpapier zu verwenden. Man denkt nicht mehr darüber nach, weshalb man es tut und wie es wäre, wenn man es nicht hätte.
Reist man nun aber nach Asien, als Beispiel nach Indonesien, so wird man als Europäer schnell und unerwartet damit konfrontiert, was es heißt, auf einer Toilette kein Klopapier vorzufinden. Stattdessen gibt es nur eine kleine Wasserdusche. Die Menschen dort verwenden kein Klopapier. Nein, die linke Hand wird als Toilettenpapierersatz verwendet, deswegen gilt sie als unrein. Mit der rechten Hand hingegen isst man. Und man gibt einem Menschen dort nur die rechte Hand, man fasst einen Menschen nur mit dieser Hand an und auch Geld übergibt man nur mit rechts.

Bei uns dagegen wird Toilettenpapier als selbstverständlich angesehen. Es gibt es in allen möglichen Farben, Prägungen, bedruckt und unbedruckt, dick und dünn, als Recycling-Papier und sogar mit Duft. Man kann es auch zum Naseputzen und Händeabtrocknen verwenden. Da es aber zum Schluss immer in der Toilette weggespült wird, fragt man sich, warum es unbedingt bunte Muster haben muss.

Patrick Brenda, 9. Klasse

Sonntag, 1. April 2007

Die Tücken des Nutellaglases

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oder Die Wahrheit über Ferrero

von Tobias Clotz

Um mit einer guten Portion Heiterkeit und Lebensfreude in den Morgen zu starten, beginnen viele ihren Tag mit einer den meisten unter dem Wort Frühstück bekannten Aktivität. Dieses Ritual wiederholt sich täglich und ist laut einiger humanoider Geschöpfe, die sich selbst Ernährungsexperten schimpfen, sehr gesund, wenn nicht sogar die wichtigste Mahlzeit des Tages.
Da es auf diesem Planeten Menschen gibt, die ihren Tag gerne mit einem abwechselungsreichen Nahrungsangebot beginnen, hat sich irgendwann einmal ein ganz fixer Kerl gedacht, dass die grauen Getreidegebilde, die oft von einer Schuhsohle nur schwer zu unterscheiden sind, vielleicht mit irgendwelchen Substanzen bestrichen oder belegt werden könnten.
Meines Wissens war dies die Geburtsstunde des Brotaufstrichs. Sei es deutscher Landhonig von garantiert sauglücklichen Bienen, Aprikosen-Mango-Konfitüre light oder, und dies ist der eigentliche Grund, weshalb ich mir hier die Finger wund tippe, die von Kleinkindern oft nur als „Schocko“ bezeichnete Nussnougatcreme.
Die beliebteste aller Nussnougatcremes, sozusagen das Flaggschiff in Sachen Haselmuß, ist, wie könnte es anders sein, Nutella; Nutella von Ferrero, einer riesigen Süßwarenfirma, die man auch als das Microsoft unter den Kariesverursachern bezeichnen könnte.
Nach außen gibt sich der Konzern freundlich verspielt, blickt man aber hinter die Kulissen dieses Unternehmens, wo einst die wahrscheinlich längste Praline des Universums, das Ü-Ei und goldene Kugeln das Licht der Welt erblickten, so entdeckt man Schreckliches:
Beispielsweise die mutwillige Unterlassung von Hilfeleistung am Kunden. Denn obwohl die Mülleimer im Firmensitz von Beschwerdebriefen vermutlich nur so überquellen, weigert sich Ferrero standhaft, dem Verbraucher in puncto Öffnen des Nutellaglases entgegenzukommen. Unter dem unschuldig weißen Plastikschraubdeckel lauert nämlich eine heimtückische, um nicht zu sagen, bösartige goldfarbene Aluminiumwand, deren Durchdringung besonderes Geschick und einen ungeheuren Kraftaufwand erfordert; ganz abgesehen von der Verletzungsgefahr, der man sich bei diesem Gewaltakt aussetzt.
Man stelle sich folgendes Szenario vor:
Nach einer durchzechten Nacht steht der sabbernde und nach Schweiß riechende Herr X aus N. in seiner völlig versifften Küche. Suchend schiebt er einige Bierflaschen und überquellende Aschenbecher zur Seite und stößt schließlich auf das Objekt seiner Begierde: Das Nutellaglas. Unter Einfluss des Restalkohols macht er sich daran, die blütenweiße Plastikhaube aus dem Glasgewinde zu drehen. Dies gelingt ihm nur mit Mühe und schon das reißende Geräusch, so als würde man alte Teppichfliesen vom Wohnzimmerboden ziehen, lässt ihn Schlimmes befürchten. Nach einem letzten kraftvollen Dreh wird die Vermutung zur traurigen Gewissheit: Es handelt sich um ein noch ganz und gar jungfräuliches Glas, dessen gold schimmernder Hymen ihm hartnäckig den Weg verstellt und höhnisch sein verkatertes Antlitz spiegelt. Um diese kleine morgendliche Hürde zu nehmen, um diese dünne Membran, die sich keck zwischen ihn und das süße Paradies schiebt, zu durchdringen, bedürfte es jetzt eines speziellen Werkzeuges, dessen er jedoch in der augenblicklichen Verfassung nicht habhaft werden kann.
Wütend über den versagten Genuss schleudert er das Glas gegen die Wand, die daraufhin einstürzt und Decke und alle übrigen Wände mitreißt, womit Herr X den Löffel abgibt.
Viele würden jetzt sagen: „Was war denn das für ein schlechter Architekt, der da am Werk war? Das ist doch unverantwortlich!“ Meiner Meinung nach aber trifft den Architekten keine Schuld. Denn woher sollte er denn wissen, dass so ein verdammter besoffener Idiot ein Nutellaglas mit intaktem Jungfernhäutchen gegen die Stützwand schleudert? Und das alles nur, weil Ferrero sich weigert, eine daumennagelgroße Lasche an ihrem sonst so genialen Frischegarantienachweis anzubringen.
Schön ist das nicht und wie wir gesehen haben mitunter sogar tödlich. Aber wie sollte man Ferrero eine Mitschuld nachweisen? Und deswegen werden auch künftig keine Laschen an den Goldfolien zu finden sein und Tausende werden weiterhin die Membran mit dem Finger durchstoßen, sich klebrige Zeigefinger holen oder fein säuberlich mit einem Messer die Folie wegschneiden und dabei kleinste Folienschnipsel ins Nussmuß fallen lassen, die sich dann durch kleine Stromstöße auf den Amalgamfüllungen bemerkbar machen. Und hier und da werden wieder Menschen die Gläser an die Wand werfen und kostbares Mobiliar oder sogar Wohnraum zerstören.
Ich wünsche allen Ferreromitarbeiterinnen und -mitarbeitern einen angenehmen Aufenthalt im Fegefeuer und beende meinen so sinnfreien wie erschreckend niveaulosen Beitrag mit der Anmerkung, dass dieser auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt wurde. Rettet den Urwald!IMG_0823

Tobias Clotz, 9. Klasse

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