Und den Weihnachtsmann gibt es doch
von Timothy Heinle
Und da lag es plötzlich, das schwarz glänzende Portemonnaie im grauen Schneematsch. Schnell schaute Ulli nach seiner Mutter, die eine weihnachtliche Schneelandschaft im Schaufenster betrachtete. Schnell ließ der Neunjährige die Geldbörse unter seiner alten Jacke verschwinden und seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Wie viel Geld war da wohl drin? Geld. Das bedeutete ein richtiges Weihnachtses-sen statt Würstchen und Brot vom Supermarkt. Und viel-leicht ein Weihnachtsbaum oder sogar ein Weihnachtsge-schenk. Oder eine warme Decke für sein Bett. Oder, oder, oder.
Zu Hause rannte er in sein kleines Zimmer, weil er es kaum erwarten konnte. In der Geldbörse waren 150 Euro und als er sie betrachtete, stand plötzlich seine Mutter in der Tür, denn Ulli hatte in der Eile vergessen abzuschließen. „Das ist mein Geschenk vom Weihnachtsmann“, stotterte Ulli und hielt das Geld hinter seinem Rücken versteckt. Die Geldbör-se fiel auf den Boden. „Es gibt keinen Weihnachtsmann“, antwortete seine Mutter und nahm die Geldbörse und das Geld mit. Sie nahm Scheckkarten und Führerschein heraus und rief erstaunt: “Das gehört Georgo Sokudapolis. Lass es uns schnell zurückgeben, denn gleich macht das Geschäft zu. Schließlich ist heute Weihnachten.“. Uli dachte an das Lebensmittelgeschäft mit den vielen Theken, an denen es Wurst, Käse, Fisch, Obst und Gemüse zu kaufen gab. Auch eine Bäckerei gab es in dem Geschäft und eine heiße Theke mit gebratenen Hähnchen, Würstchen und Leberkäse, aus der es jeden Tag lecker duftete, wenn er aus der Schule dar-an vorbeiging. Der Laden gehörte dem dicken Griechen mit dem komischen Namen Sokudapolis. Der war reich. Der brauchte das Geld nicht.
„Aber Mama“, wandte Ulli ein, „ der ist doch bestimmt Mil-lionär. Der merkt doch gar nicht, dass sein Geld weg ist.“ Seine Mama schaute ihn nur strafend an und fünfzehn Minu-ten später machte Georgo Sokudapolis einen Luftsprung, grinste über das ganze Gesicht und gab Mama einen dicken Kuss auf die Stirn. “Hier“, sagte er und zeigte ein vergilbtes Foto einer Frau, das er aus der Geldbörse gezogen hatte. „Das ist mein ganzer Schatz. Das einzige Bild, das ich von meiner verstorbenen Mutter habe.“ Uli bekam einen roten Kopf.
Plötzlich verschwand Herr Sokudapolis nach draußen und kam mit einem Einkaufswagen zurück. „Machen Sie den voll. Auf meine Kosten“, sagte er und schob den Wagen rüber zu Mama. Mama schob den Wagen zurück und Ulli hätte sie am liebsten gegen das Schienbein getreten. „Das ist nett“, lächelte Mama sanft, aber unser Kühlschrank ist kaputt und so viel Essen würde bei uns verderben. Georgo So-kudopalis verschwand hinter der Käsetheke und kam mit einem roten Plastikkorb zurück. „Gut“, sagte er, “dann kommen sie jede Woche einmal vorbei und machen diesen Korb voll.“ Ulli nickte eifrig und sah den Weihnachtsbraten schon auf dem Tisch stehen, aber seine Mutter schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihr los? „Das ist nett“, sagte sie wie-der, „aber ich möchte lieber dafür arbeiten.“ „Was können Sie denn?“, fragte Herr Sokudapolis und Mama erzählt ihm stolz, dass sie acht Jahre als Konditoreiverkäuferin in der Segestraße gearbeitet hatte, aber der Laden war seit zwei Jahren pleite.
„Na, das nenn ich ein Weihnachten“, strahlte der Grieche, „ich suche schon ewig und da schickt mir der Weih-nachtsmann doch tatsächlich eine neue Verkäuferin. Können Sie nach den Feiertagen anfangen? Von 8 Uhr bis 14 Uhr?“ Schon wieder schüttelte Mama den Kopf. „Um ein Uhr kommt mein Sohn von der Schule“, sagte sie. „Prima“, ant-wortete Georgo und zeigte erst auf Ulli und dann auf die heiße Theke. „Mittagessen ist inklusive und bis der junge Mann mittags hier durch ist, sind auch Sie fertig. Und ko-chen brauchen sie dann auch nicht mehr.“
Kurz darauf verließen Mama und Ulli glücklich das Geschäft und Mama schleppte eine dicke Tasche mit leckerem Essen für die Feiertage. „Ich glaube, du hattest Recht“, sagte Mama und legte den Arm um Uli: „Es gibt doch einen Weihnachtsmann. Und er hat das Portemonnaie nur für uns in den Schnee gelegt.“
Timmy besucht die Klasse 5a und überrascht mich immer wieder mit seinen tollen Geschichten. Hier ist seine Website:
Und da lag es plötzlich, das schwarz glänzende Portemonnaie im grauen Schneematsch. Schnell schaute Ulli nach seiner Mutter, die eine weihnachtliche Schneelandschaft im Schaufenster betrachtete. Schnell ließ der Neunjährige die Geldbörse unter seiner alten Jacke verschwinden und seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Wie viel Geld war da wohl drin? Geld. Das bedeutete ein richtiges Weihnachtses-sen statt Würstchen und Brot vom Supermarkt. Und viel-leicht ein Weihnachtsbaum oder sogar ein Weihnachtsge-schenk. Oder eine warme Decke für sein Bett. Oder, oder, oder.
Zu Hause rannte er in sein kleines Zimmer, weil er es kaum erwarten konnte. In der Geldbörse waren 150 Euro und als er sie betrachtete, stand plötzlich seine Mutter in der Tür, denn Ulli hatte in der Eile vergessen abzuschließen. „Das ist mein Geschenk vom Weihnachtsmann“, stotterte Ulli und hielt das Geld hinter seinem Rücken versteckt. Die Geldbör-se fiel auf den Boden. „Es gibt keinen Weihnachtsmann“, antwortete seine Mutter und nahm die Geldbörse und das Geld mit. Sie nahm Scheckkarten und Führerschein heraus und rief erstaunt: “Das gehört Georgo Sokudapolis. Lass es uns schnell zurückgeben, denn gleich macht das Geschäft zu. Schließlich ist heute Weihnachten.“. Uli dachte an das Lebensmittelgeschäft mit den vielen Theken, an denen es Wurst, Käse, Fisch, Obst und Gemüse zu kaufen gab. Auch eine Bäckerei gab es in dem Geschäft und eine heiße Theke mit gebratenen Hähnchen, Würstchen und Leberkäse, aus der es jeden Tag lecker duftete, wenn er aus der Schule dar-an vorbeiging. Der Laden gehörte dem dicken Griechen mit dem komischen Namen Sokudapolis. Der war reich. Der brauchte das Geld nicht.
„Aber Mama“, wandte Ulli ein, „ der ist doch bestimmt Mil-lionär. Der merkt doch gar nicht, dass sein Geld weg ist.“ Seine Mama schaute ihn nur strafend an und fünfzehn Minu-ten später machte Georgo Sokudapolis einen Luftsprung, grinste über das ganze Gesicht und gab Mama einen dicken Kuss auf die Stirn. “Hier“, sagte er und zeigte ein vergilbtes Foto einer Frau, das er aus der Geldbörse gezogen hatte. „Das ist mein ganzer Schatz. Das einzige Bild, das ich von meiner verstorbenen Mutter habe.“ Uli bekam einen roten Kopf.
Plötzlich verschwand Herr Sokudapolis nach draußen und kam mit einem Einkaufswagen zurück. „Machen Sie den voll. Auf meine Kosten“, sagte er und schob den Wagen rüber zu Mama. Mama schob den Wagen zurück und Ulli hätte sie am liebsten gegen das Schienbein getreten. „Das ist nett“, lächelte Mama sanft, aber unser Kühlschrank ist kaputt und so viel Essen würde bei uns verderben. Georgo So-kudopalis verschwand hinter der Käsetheke und kam mit einem roten Plastikkorb zurück. „Gut“, sagte er, “dann kommen sie jede Woche einmal vorbei und machen diesen Korb voll.“ Ulli nickte eifrig und sah den Weihnachtsbraten schon auf dem Tisch stehen, aber seine Mutter schüttelte den Kopf. Was war nur mit ihr los? „Das ist nett“, sagte sie wie-der, „aber ich möchte lieber dafür arbeiten.“ „Was können Sie denn?“, fragte Herr Sokudapolis und Mama erzählt ihm stolz, dass sie acht Jahre als Konditoreiverkäuferin in der Segestraße gearbeitet hatte, aber der Laden war seit zwei Jahren pleite.
„Na, das nenn ich ein Weihnachten“, strahlte der Grieche, „ich suche schon ewig und da schickt mir der Weih-nachtsmann doch tatsächlich eine neue Verkäuferin. Können Sie nach den Feiertagen anfangen? Von 8 Uhr bis 14 Uhr?“ Schon wieder schüttelte Mama den Kopf. „Um ein Uhr kommt mein Sohn von der Schule“, sagte sie. „Prima“, ant-wortete Georgo und zeigte erst auf Ulli und dann auf die heiße Theke. „Mittagessen ist inklusive und bis der junge Mann mittags hier durch ist, sind auch Sie fertig. Und ko-chen brauchen sie dann auch nicht mehr.“
Kurz darauf verließen Mama und Ulli glücklich das Geschäft und Mama schleppte eine dicke Tasche mit leckerem Essen für die Feiertage. „Ich glaube, du hattest Recht“, sagte Mama und legte den Arm um Uli: „Es gibt doch einen Weihnachtsmann. Und er hat das Portemonnaie nur für uns in den Schnee gelegt.“
Timmy besucht die Klasse 5a und überrascht mich immer wieder mit seinen tollen Geschichten. Hier ist seine Website:
vdippel - 8. Jan, 22:11