Abenteuer Ausland

Donnerstag, 3. April 2008

Zwischen zwei Ländern

Viktoriaklein
Eine russische Immigrantin erzählt über ihren Umzug nach Deutschland

von Viktoria Kositsin

Wie ist es, in ein fremdes Land zu ziehen, ohne die zugehörige Sprache zu sprechen? Ist es schwierig, sich auf eine andere Kultur einzustellen und vor allem, fühlt man sich in einem anderen Land wie zu Hause? Um diese und viele andere Fragen klar zu beantworten, muss man eine solche Umstellung selbst erlebt haben.

Als ich von meinen Eltern erfuhr, dass wir nach Deutschland umziehen, lag unser letzter Ortswechsel erst sechs Monate zurück. Ich war von dieser Neuigkeit erst einmal schockiert und beängstigt, da ich mich gerade erst richtig an meine neue Schule gewöhnt hatte und gerade anfing, Freunde zu finden. Die Freude meiner Eltern konnte ich also gar nicht teilen; vor allem deswegen, weil ich außer dem deutschen ABC kein Wort sprach und verstand. Die Sprache war meine größte Angst. Dazu war ich auch noch nie in Deutschland zu Besuch gewesen und konnte mir davon keine Vorstellung machen. Ich konnte mich nur damit trösten, dass ich über Deutschland schon viel Positives gehört hatte und dass das ja auch der Grund war, warum meine Eltern hierher kommen wollten.

Was dieses Thema anging, war ich nicht sehr gesprächig und teilte noch nicht einmal meiner besten Freundin mit, dass ich umziehen würde. Auch meine Klassenlehrerin erfuhr es erst, als sie meine Mutter einlud, um ihr zu berichten, dass meine Leistungen schwächer geworden seien. Also kam es für die meisten sehr überraschend, dass ich umzog. Auch meine Schulkameraden erfuhren es erst, als ich das letzte Mal meine ehemalige Schule in Russland besuchte.

Die letzten Wochen in Russland waren sehr hektisch und ruhelos. Vor allem dadurch, dass meine Mutter im öffentlichen Dienst stand, konnte sie ihre Arbeit nicht einfach so verlassen. Somit hatten wir in der letzten Woche unsere Tickets, gepackte Koffer, einen Mieter für unsere Wohnung, aber keine Ahnung, ob wir fahren konnten. Schließlich hat sich dann alles wie geplant geordnet, sodass wir zum Schluss fahren durften.

Eine Woche, nachdem wir in Deutschland angekommen waren, brachte mich meine Tante zur Schule. Meine erste Unterrichtsstunde war Religionsunterricht, wovon ich gar nichts wusste, weil wir in Russland keinen Religionsunterricht hatten. Die Klassenräume hier kamen mir viel bunter und gemütlicher als in Russland vor. Auch der Unterricht war entspannter, obwohl ich zuerst kaum etwas davon verstand. Bald konnte ich mich schon mit den anderen verständigen und einige Freundschaften schließen.

Obwohl ich zwischen den Kulturen der beiden Länder nicht viel Unterschied sehe, sind es eigentlich die Kleinigkeiten, die verschieden sind. Diese muss man auch lernen und verstehen. Dazu lernte ich hier einen ganz anderen Umgang mit den Menschen kennen als bei uns. Aber insgesamt sind wir doch alle Menschen und uns ähnlich, egal in welchem Land wir uns befinden.

Viktoria Kositsin, Klasse 10b, Gymnasium Nidda

Foto: Viktoria Kositsin als kleines Mädchen in traditioneller Kleidung in ihrem ehemaligen Heimatland Russland

Freitag, 28. März 2008

Fremde Schwester

Sundermeier1

von Hille Sundermeier

Fremdsprachen sind im Urlaub nützlich, im Job heute überlebenswichtig. Um sich gut vorzubereiten, kann man zum Beispiel mit dem Voltaire-Programm ein halbes Jahr im Ausland verbringen. Doch wie fühlt man sich als Austauschschülerin, die seit einer Woche eine fremde Schwester hat?

Meine Erfahrungen
Ich habe schon zwei Tage, nachdem der Brief von Voltaire kam, eine e-Mail an meine Partnerin geschrieben. Es war nicht einfach, weil ich sie ja noch gar nicht so richtig kannte und eigentlich keine Ahnung hatte, was ich schreiben sollte. Stellt man schon in der ersten e-Mail wichtige Fragen wie „Wann kommst du?“, „Wann hast du Ferien?“, „Was möchtest du in Deutschland gerne sehen oder machen?“? Ich entschied mich für die wichtigsten Fragen und schrieb so lustig und locker, wie mein Schulfranzösisch es zuließ. Ich erzählte über die Schule und meinen Buchgeschmack. Am Ende war ich selbst überrascht, wie viel ich geschrieben hatte.
Nach dieser ersten Nachricht wechselten wir fast täglich e-Mails. Sie machte einen sehr netten Eindruck und ich war glücklich. Ich organisierte alles in der Schule, sagte meinen Klassenkameraden Bescheid und dachte viel über mögliche Unternehmungen nach.
Als der Termin endlich fest stand, war er auch schon fast da: Sonntag, der 17. Februar 2007.
An diesem besonderen Tag war auf einmal alles anders. Meine Mutter gratulierte mir „Du hast jetzt eine Schwester!“ und ich verschüttete wegen meinen zitternden Händen das Mehl. Das Schlimmste war, dass sie fast zwei Stunden zu spät kam. Ich saß da und wartete, ich konnte nicht weggehen, aber einfach nur rumsitzen, konnte ich auch nicht. Ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, doch so langsam wurde mir bewusst, wie lang ein halbes Jahr sein würde.
Beim Kaffe trinken zu fünft - ihre Mutter hatte sie mit dem Auto zu uns gefahren - waren wir beide noch ziemlich unsicher. Wir lächelten verlegen und sagten nicht viel, was sich aber bald änderte. Jetzt ist meine Partnerin schon eine Woche in Deutschland und man kann ihr beim Lernen zuschauen. Es ist wirklich unglaublich, was sie in einer Woche für Fortschritte gemacht hat!
Mittlerweile ist mir klar, dass auch ein noch so ausführlicher Anmeldebogen nicht dazu bestimmt ist, einen Partner zu suchen, der genauso ist, wie man selbst, sondern nur, möglichst viele Übereinstimmungen zu finden. Wir vertragen uns gut, aber wir sind sehr verschieden. Und das ist auch gut so.

Über das Programm
Das Voltaire - Programm ist ein einjähriges Deutsch-Französisches Austauschprogramm, das sich an Schüler und Schülerinnen der neunten und zehnten Klasse richtet. Es dient dazu, die Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu festigen und persönliche Kontakte zu knüpfen. Noch wichtiger, als eine Fremdsprache perfekt zu beherrschen, soll sein, die Kultur kennen zu lernen. Dazu gehört, dass man viel über sich selbst lernen kann, wenn man auf einmal nichts mehr versteht.
Das Programm zeichnet sich besonders durch die sorgfältige Auswahl des Austauschpartners aus. Infos gibt es bei der Kultusministerkonferenz unter www.kmk-pad.org. Bewerbungsschluss für das nächste Jahr (2009/2010) ist Anfang November.

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