Fair feels good
von Tobias Clotz
Bioprodukte müssen schon lange nicht mehr mit dem Image des kleinen Ökoladens kämpfen. Mittlerweile kann man sie selbst bei Aldi und Co. erstehen. Nicht die Wirtschaft, sondern die Verbraucher bestimmen zunehmend, was in die Regale kommt. Und der Bio-Boom ist nur der Anfang: Der aufgeklärte Konsument will wissen, was er kauft und setzt sich ein für umweltfreundliche Produktion, soziale Arbeitsbedingungen, Qualität und fairen Handel.
Fairer Handel ist ein kontrollierter Handel. Wer das FairTrade-Siegel des Vereins TransFair auf seinen Produkten anbringen möchte, garantiert seinen Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen als es der übliche Weltmarktpreis sicherstellt. Für ökologisch angebauten Kaffee aus fairem Handel erhalten die Produzenten beispielsweise einen zusätzlichen Aufschlag von 15 USCent pro Pfund. Rund 1,71 Euro fließen jedes Mal direkt an die Kaffeebauern, wenn in Deutschland ein Pfund fairer Kaffee über die Ladentheke geht. In der Herstellung müssen zudem internationale Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. All das beschert Arbeitern in Dritte Welt-Ländern nicht nur ein angenehmeres Arbeitsumfeld und mehr Wohlstand und Bildung für die Familien, sondern wirkt sich auch direkt auf die Qualität der Produkte aus.
Der Konsument dankt dies, indem er zunehmend bereit ist, einen höheren Preis zu zahlen. Der liegt bei Ananas noch 20-30 Prozent über dem konventionellen Handel. Bei Bananen und Blumen macht der Preisunterschied allerdings nur noch rund 5 Prozent aus. Eine Absatzsteigerung fair gehandelter Produkte um 100 Prozent in 2006 bestätigt den Aufwärtstrend. Hinzu kommt die wachsende Bereitschaft des Handels, gemeinsam mit Trans- Fair neue Käufer zu gewinnen. Längst gibt es in den Supermärkten eigene Regale für FairTrade-Produkte. Im letzten Jahr traf TransFair mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl eine Lizenzvereinbarung: Seitdem bietet Lidl unter der Marke „Fairglobe“ in allen 2.700 Filialen acht verschiedene TransFair-zertifizierte Produkte an.
Die Marktanteile fair gehandelter Produkte werden dadurch weiter steigen. So liegt in Deutschland FairTrade-Kaffee mit einem Anteil von einem Prozent im europäischen Vergleich noch weit zurück: In Großbritannien trinken bereits 20 Prozent das politisch korrekte Heißgetränk. In der Schweiz haben Bananen der FairTrade-Stiftung Max Havelaar einen Marktanteil von fast 86 Prozent, beim Honig sind es 20 Prozent. Die Zahlen zeigen, welches Wachstumspotenzial die FairTrade-Sparte in Deutschland noch in sich trägt.
Der deutsche Pionier der FairTrade-Branche ist das Handelshaus Gepa (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH). Die Gepa setzt sich jetzt schon seit knapp 30 Jahren für den fairen Handel ein. Ihre Produktpalette reicht von Kaffee, Tee, Orangen, Honig und Getränken bis hin zu Geschirr und Teppichen. Auch die Gepa profitiert von dem Rückenwind, den die Verbraucher der Branche bescheren. Allein bei den Süßigkeiten verzeichnete das Handelshaus in 2006 ein Plus von 25 Prozent. Insgesamt stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2005/2006 um 13,4 Prozent auf 44,97 Millionen Euro.
Die Produkte der Gepa werden immer wieder wegen ihrer hohen Qualität ausgezeichnet. In der aktuellen Januarausgabe der Zeitschrift „Ökotest“ hat beispielsweise der Espresso Cargado des Handelshauses die Note „sehr gut“ erhalten und gehört damit zu den besten der 24 getesteten Espressi.
2003 untersuchte eine Forschungsgruppe der Colorado State University die Auswirkungen fairen Handels bei Kaffeeherstellern aus Lateinamerika. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass der faire Handel innerhalb einer kurzen Zeit das Wohlbefinden der kleineren Kaffeebauern und ihrer Familien verbessert habe. Zudem hatten diese Hersteller im Vergleich zu ihren Kollegen in der herkömmlichen Kaffeeproduktion bessere Ausbildungschancen und dadurch größere Möglichkeiten, die Qualität ihres Kaffees zu steigern. Die Familien der FairTrade-Kaffeebauern waren zudem ausgeglichener und die Kinder hatten einen besseren Zugang zur Bildung als Kinder aus Familien,
die konventionellen Kaffee herstellten.
www.transfair.org, www.fairtrade.de
www.maxhavelaar.ch, www.gepa.de
Tobias Clotz, Jahrgang 1990, hat ein Praktikum bei der Zeitschrift der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft absolviert.
vdippel - 25. Mai, 16:47